Alter Klezmermusik im AGORA

Susi Evans und Szilvia Csaranko haben einen Schatz gehoben

Alte jiddische Melodien erklingen in wunderbar lebendigen neuen Arrangements, verloren geglaubte Hochzeits- und Festmusik aus Osteuropa, die seit über 100 Jahren weder gehört noch gespielt wurde – bis heute.

Susi Evans und Szilvia Csaranko erkunden einen unglaublichen Schatz an Klezmer-Musik, der zwischen 1912 und 1914 bei ethnographischen Feldforschungen in Dörfern und Städten der heutigen Ukraine und Belarus gesammelt wurde. Mit diesem Programm führen sie die Zuhörer in eine faszinierende Welt beinahe vergessener Klezmer-Musik. Mal überschäumend vor Lebensfreude, mal tief ergreifend melancholisch, achtsam arrangiert und exzellent vorgetragen von zwei wirklich aussergewöhnlichen Musikerinnen mit einer großen Leidenschaft für traditionelle Klezmer-Musik.

Die An-ski Expedition unter Beteiligung des russisch-jüdischen Musikethnologen Susman Kieselgof hatte sich zur Aufgabe gemacht, jüdische Instrumentalmusik und Volkslieder zusammenzutragen. Dann kam der erste Weltkrieg und die weiteren tragischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts. Die Manuskripte galten lange als verschollen, bis sie kürzlich auf wundersame Weise in der Vernadsky Nationalbibliothek in Kiev wiedergefunden wurden.

Diese Kiselgof-Makonovetsky-Sammlung besteht aus handgeschriebenen Manuskripten mit etwa 1400 Melodien, darunter besondere Schätze wie das umfangreiche Hochzeitsmanuskript von A. Makonovetsky oder das persönliche Repertoireheft von Motl Reyder, einem 70jährigen professionellen Klezmer-Violinisten aus Dubno und noch vieles mehr.

Unter den Melodien finden sich typische jiddische Tanzmelodien wie Freylekhs, Skotshnes, Bulgars und Zhoks, aber auch überraschend viele Polkas, Mazurkas, Walzer oder Märsche  –  populäre nicht-jüdischeTänze der damaligen Zeit, die die Klezmorim ebenfalls im Repertoire hatten.

Manche der Stücke sind in der Klezmerszene wohlbekannt, aus Osteuropa ausgewanderte Musiker wie Dave Tarras, Abe Schwartz und Naftule Brandwein haben sie in den USA auf Schallplatten eingespielt. Manche der Stücke finden sich auch in Beregovskis Sammlung „Jewish Instrumental Folk Music“, einem Standardwerk in diesem Genre. Aber der größte Teil ist komplett unbekannte und aufregend neue Klezmermusik, die zum einen wohl vertraut klingt und gleichzeitig neu und besonders.

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