
Mit Fastfood sind die Mucker reich gesegnet: Kaum sonst irgendwo in der Stadt – vielleicht gar im ganzen Land – ist die Imbissdichte so hoch wie in Arheilgen. Darunter richtige Highlights, wie das Thien Long auf der Frankfurter Straße – nach Meinung des Autors die beste „Thaibude“ in Darmstadt. Aber jetzt wird Darmstadt Nordens auch ein Hotspot für bio, regional, saisonal, kurz; Slowfood. Mit dem Café Glück wächst ein echtes Juwel heran.
Details machen ja oft den Unterschied, erst recht bei einem so diffizilen Thema wie dem Geschmack. Und so merkt man bei den in feine Scheiben geschnittenen Oliven im Dekorations-Beilagensalat des Rühreis, dass im gerade erst eröffneten Café Glück echte Genussmenschen am Werk sind. Denn statt der in der Gastronomie allseits verbreiteten gefärbten Billigware findet man hier echte, reife, dunkle Oliven. Übrigens auch feine Cherrytomaten, frischen Paprika und Schnittlauch statt der banalen Petersilie. Und wenn die Dekoration schon solch einen Eindruck macht, dann kann die Hauptspeise, in diesem Fall ein Frühstücksbrot mit Rührei, nur glänzen: Frisches, knackiges, fluffiges Rührei, mal mit Ziegenkäse und Kräutern, mal fein pikant mit frischen Tomaten und Paprika auf lecker dunklem Dinkelbrot mit Frischkäse. Eine echte Frühstücksoffenbarung. Dazu vor Ort gemahlener Kaffee, zum Cappuccino der Begleitung werden gleich vier verschiedene Milchsorten angeboten: Hafer-, Soja-, Kokos- und das gemeinhin als „Milch“ bezeichnete Produkt von der Kuh. Im Café Glück ist das Glück des Einzelnen eben Programm. Klar, man isst bio, regional, saisonal, vegetarisch oder sogar vegan, aber das Ganze nicht dogmatisch oder missionarisch, sondern entspannt und am Genuss jedes Gastes ausgerichtet. Hier finden jede und jeder ihr oder sein Glück, das durch den Magen geht.
Die Bezeichnung „Café“ ist für das Glück eigentlich ein Understatement, in Frankreich wäre es mindestens ein Bistrot, eigentlich sogar ein Restaurant. Denn der Eindruck der schmackhaften, spannenden, aromenreichen Küche setzt sich nach dem Frühstück fort: Hier wird vegetarisch-vegane Weltküche aufgetischt, mit einem feinen Sinn für besondere Lebensmittel, außergewöhnliche Kombinationen und handwerkliche Perfektion. Dinkel-Lasagne, Okraschoten, Tofu mit Chilli. Hier erleben selbst Fleischliebhaber wie der Autor vegetarische und vegane Geschmacksexplosionen. Begleitet von wunderbaren Bio-Limonaden wie der echten Entdeckung der Birnen-Rosen-Kombination von der Beutelsbacher Fruchtsaftkellerei aus Weinstadt. Eine Weinkarte fehlt noch, aber das kann vielleicht mit der Erweiterung der Öffnungszeiten auf den Abend noch kommen.
Ein Manko hat das Glück ja immer: Man sitzt hier nicht wirklich schön, auf dem Bürgersteig gegenüber der hässlichen, grauen Außenwand des örtlichen Drogeriemarktes. Aber den schrecklichen Ausblick hat man beim ersten Bissen gleich vergessen. Denn im Glück geht es um das Essen. Und da wächst im Norden Darmstadts ein echtes Juwel heran.
Hin da – damit es weiterwächst!
Michael Ortmanns, 44 Jahre alt, ist nicht nur Wahl-Heiner, sondern auch Wahl-Mucker. Er fühlt sich im eingemeindeten Dorf in Darmstadts Norden seit fast zehn Jahren sauwohl und genießt seitdem nach eigener Beobachtung auch eine der „höchsten Imbissdichten in ganz Deutschland“. Umso erfreuter ist der Gourmet, Connaisseur, ausgebildete Sommelier und Weinhändler (www.mioculina.com) jetzt darüber, dass mit dem Café Glück in der Ettesterstraße auch ein echter Slowfood-Hotspot in seiner Nachbarschaft entsteht.
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