„aus der stimmhaft“ von Iris Welker-Sturm

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Eine Rezension von Britta Röder

„aus der stimmhaft“ heißt die fast 300 Seiten starke in Romanform erschienene Biografie, die Iris Welker-Sturm der Darmstädter Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Luise Büchner gewidmet hat. Rechtzeitig zum 200-ten Todestag der Schwester Georg Büchners ist das Buch im Frankfurter Axel-Dielmann-Verlag erschienen.

Im Mittelpunkt steht die Lebensgeschichte Luise Büchners. Als Tochter eines angesehenen Darmstädter Arztes erfährt sie zwar gute Bildung und profitiert bereits in jungen Jahren von den intellektuellen Kontakten ihrer Brüder, eine eigene Karriere als Schriftstellerin oder Gelehrte, oder auch nur der Zugang zu einer Berufsausbildung, um den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten, ist ihr wie allen Frauen der damaligen Zeit verwehrt.

Jahrelang hat Welker-Sturm für ihr Buch Recherche betrieben. Mit ihrem Roman legt sie uns ein faktenreiches Resultat vor. Wir erhalten nicht nur ein ausführliches Porträt Luise Büchners und der damaligen Darmstädter Gesellschaft sondern auch einen sehr genauen historischen Abriss über die mit Luise verbundene Frauenbewegung in Deutschland.

Ein Leben lang kämpfte Luise Büchner darum als Autorin wahrgenommen zu werden, sogar dann noch als sie längst in angesehenen Zeitschriften publizierte. Problem: Von Frauen verfasste Beiträge wurden meistens anonym oder nur mit den Initialen gekennzeichnet veröffentlicht, weil man befürchtete, die Leser könnten die Texte sonst nicht ernst nehmen.

Luise Büchner machte es sich zur Lebensaufgabe für die Rechte von Frauen einzutreten, die für sie nichts weniger als Menschenrechte waren. Als sie 1877 mit nur 56 Jahren starb, hatte sie tatsächlich bemerkenswerte große Fortschritte erzielt.

„aus der stimmhaft“ liest sich insgesamt mehr wie ein Sachbuch als wie ein Roman. Das liegt an der wissenschaftlichen Vorgehensweise Welker-Sturms. Die zahlreichen kleinen Szenen, die die Autorin entworfen hat, bilden einen eher schmalen Rahmen für die eigentliche historische Darstellung.

Die Autorin orientiert sich fest an den historisch-belegten Fakten. Welker-Sturm entwirft keine eigene Handlung, sie entwickelt keinen zusätzlichen Spannungsbogen, um ihr Erzählen gefälliger zu machen. Auch ist ihre Luise keine idealisierte Romanfigur. Welker-Sturm zeichnet ein sehr distanziertes Bild von ihrer Protagonistin, deren Ansichten uns aus heutiger Sicht vielleicht sogar „rückständig“ erscheinen würden.

Das Anliegen der Autorin, die herausragende Leistung Luise Büchners vor dem Spiegel ihrer Epoche und in Relation mit der ihr zur Verfügung stehenden Mittel darzustellen, ist sehr gelungen. Welker-Sturm vermittelt ihren Leser*innen ein authentisches Bild der historischen Figur Luise Büchner.

Unbedingter Lesetipp für alle geschichtsinteressierten Leser*innen, die ein umfassendes Bild der frühen Frauenrechtsbewegung gewinnen wollen sowie für Fans der Büchner-Familie und ihrer Zeit.

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