
Afrika als Thema in der Galerie Netuschil
Es ist die Faszination von Schönheit und kultischer Bedeutung der fremden Welt des schwarzen Kontinents, die den Maler und Grafiker Bernhard Jäger dazu brachte, afrikanische Figuren und Masken zusammen zu tragen und kenntnisreich mit besonderen Schwerpunkten in einer höchst eigenständigen Sammlung zu vereinen. Mitten in einer heftig geführten politisch-kulturellen Diskussion über die aktuelle Frage der musealen Restitution in die Ursprungsländer, ging und geht es Bernhard Jäger um die künstlerische Auseinandersetzung.
Der zentrale Beweggrund seiner Sammlung liegt im Nachspüren der Formenwelt, in der Abstraktion von Kopf und Figur, im Vergleich mit seiner eigenen künstlerischen Arbeit. Reflektierend schreibt Bernhard Jäger in der zur Ausstellung erschienen Publikation der galerieeigenen „Kleinen Künstlerreihe“ (Nr. 7): „Vor etwa 40 Jahren erwarb ich meine erste afrikanische Maske. Ich kaufte sie von einem Händler, der mir ihre Echtheit garantierte und mich beriet, mich vor Fehlkäufen warnte und mir das Universum afrikanischer Kunst näher brachte.
Ich habe mich damals spontan zum Kauf entschieden, weil ich zu dieser Zeit intensiv am Thema Kopf, Gesicht und imaginären Portraits […] arbeitete. Mich faszinierte an dieser Maske, dass der afrikanische Schnitzer ähnliche formale Lösungen fand. Ich bewunderte die für uns westlich geschulte Augen stark verschobene Proportionen, den Wunsch zur Übertreibung oder höchst möglicher Reduzierung. […]
Ich sammelte weniger, um mich künstlerisch anregen zu lassen, sondern um eine Bestätigung zu finden, dass der Weg, dem ich in meiner Arbeit folge, der richtige ist. Ich trage sozusagen Belegstücke zusammen, die meine Zeichnungen und Bilder begleiten und erklären. […] Für mich wird die Qualität durch das Vergleichen der Objekte deutlich sichtbarer. Ich vergleiche und stelle sowohl Unterschiede, als auch Gemeinsamkeiten fest. So entsteht […] eine Sammlung in der Sammlung und erweitert mein Verständnis enorm.
Seit einigen Jahren habe ich die Sammlung abgeschlossen. Sie ist mir eine nie versiegende Quelle der Freude. Noch heute nehme ich täglich auf meinem Weg durchs Haus ins Atelier eine einzelne Maske oder Skulptur aus der Vitrine, stelle sie auf den Tisch und verharre einige Zeit in großer Bewunderung davor und blicke zurück auf eine erfüllte Zeit als Jäger und Sammler.“
Das 24-seitige Heft mit zwei Texten von Bernhard Jäger, einer Biografie und 29 Abbildungen kostet, signiert und nummeriert, 10 Euro.
Durch die anhaltende Corona-Pandemie gibt es, wie überall, Teilnahmebeschränkungen, so auch bei der Eröffnung. Die Galerie hat die Vernissage und die Rede des Galeristen deshalb filmisch festhalten lassen, realisiert durch das Darmstädter Filmteam Schreckenberg: Nachzuhören und nachzusehen auf dem eigenen YouTube-Kanal der Galerie.
Bernhard Jäger wird am Freitag, 21. Januar 2022 im Gespräch mit dem Galeristen über sein Werk und seine Sammlung sprechen. Der letzte Blick auf die Exponate und die Ausstellungskonzeption ist der 19. Februar 2022. Am Vortrag, Freitag, 18. Februar 2022 findet die Finissage von „Jäger und Sammler“ um 19 Uhr statt.
Die Ausstellungsplanung der Galerie, die am 1. Oktober des vergangenen Jahres auf ihr 45-jähriges Bestehen in Darmstadt zurückblicken konnte, ist im vollen Gange: Am 6. März 2022 eröffnet die Galerie eine Ausstellung mit malerischen Arbeiten der in Wien lebenden Koreanerin Miye Lee.
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Bis 19. Februar 2022, Winterpause: 23. Dezember 2021 bis 12. Januar 2022
Jäger und Sammler
BERNHARD JÄGER
Maske, Zeichen und Figur
Afrikanische Kunst aus der Sammlung Bernhard Jäger
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Galerie Netuschil
Schleiermacherstr. 8
64283 Darmstadt
www.galerie-netuschil.net
Öffnungszeiten:
Do – Fr 14.30 bis 19.00 Uhr
Sa 10.00 bis 14.00 Uhr
(und nach telefonischer Vereinbarung)
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