
Künstler Bernhard & Meyer arbeitet vielfältig
Bernhard & Meyer (B&M) arbeitet in allen künstlerischen Techniken in einem weiten Spektrum, ob Bühnengestaltung, Denkmalsbau, Skulpturen, Objektkunst, Buchobjekte, Druckgrafik, Design oder Malerei. Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeit ist für B&M immer ein Thema oder eine Idee, die er dann künstlerisch umgesetzt. „Mit zunehmenden Arbeitsjahren werden die Werke einfacher und verdichteter. Ich spreche hier von komprimierter Reduktion.“
Als eine Besucherin in seinem Atelier fragte, wie sie ihn einordnen solle, habe er dies mit der Bemerkung „Hier und anderswo“ kommentiert. „Anschließend schrieb ich diese Worte in eine leere alte Holzschublade. So entstand eines der vielen Multiples.“ Das erste schuf Meyer 1977 unter dem Titel „Schmutzmarke“ anlässlich seiner ersten Einzelaustellung. Diese präsentierte die künstlerische Werkphase mit dem Thema Coca-Cola. „Für mich war es ein zwiespältiger Erfolg. Ein Sammler kaufte alle meine ausgestellten Arbeiten. In Jahren geschaffene Werke waren plötzlich nicht mehr vorhanden. Diese Trennung, dieses Abgeben führte schließlich zu einem neuen thematischen Werkkomplex ‚Artist’s Dream’“ Auf fein gerahmten Bildern ist nichts anderes zu sehen als der berühmte rote Punkt, der in einer Galerie signalisiert: verkauft. Was für den Außenstehenden ein Traum zu sein scheint, war für Bernhard & Meyer auch ein Alptraum, wie er sagt. „Diese Werke verschwanden für immer aus meinem Leben. Der Werkkomplex Artist’s Dream beschäftigt mich bis heute und löst bisweilen bei Betrachtern schreiende Empörung aus. Erstaunlich dass sich darüber jemand aufregen mag.“
Der eigentliche Name des Künstlers ist Bernhard Friedrich Meyer, geboren 1948 in Leer, Ostfriesland. Schon als Kind begann seine handwerkliche Ausbildung in den Bereichen Malen, Lackieren, in der Farblehre und der Glaserei in der väterlichen Meisterwerkstatt. Nach dem Abitur nahm Meyer ein akademisches Studium der Schwarzen Kunst in Darmstadt, London und Paris auf. Dort hospitierte er auch in der berühmten Druckwerkstatt Mourlot. „Miro, Cocteau und andere Berühmtheiten ließen dort ihre Radierungen und Lithografien drucken und hinterließen natürlich Eindrücke“, erinnert er sich. Seine künstlerischen Lehrer in Darmstadt seien Hermann Zapf, Bruno Müller-Linow und Waldemar Grzimek gewesen. Nach diesem Studium und einem weiteren der Literaturwissenschaften arbeitete Meyer zunächst in der wissenschaftlichen Forschung und Lehre an Universitäten des In- und Auslandes und schließlich als Kreativer in der Kommunikationswirtschaft. 1991 wurde die bildende Kunst zu seinem Lebensinhalt. „Das dokumentierte ich mit dem neuen Namen Bernhard & Meyer.“ Von 1996 bis 2012 war der Künstler Hessischer Landesvorsitzender der Berufsständeorganisation BBK, im Jahr 2004 Stipendiat des Landes Hessen. Seit 2009 ist er verantwortlicher Initiator und Kurator für das Kulturprogramm im Raum 6 des Atelierhauses Darmstadt.
Bernhard Meyers Studienreisen und Arbeitsaufenthalte finden in allen Kontinenten statt, wie er sagt. Vielfach habe ich an Symposien in Ungarn, Frankreich, Schweden oder Tschechien teilgenommen.“ Für das Publikum seien viele seiner Werke fordernd: „Als Provokation empfinden viele auch zum Beispiel einen Werkomplex von B&M, der sich mit der Geburt Jesu Christi beschäftigt. Gezeigt wird hier nicht nur das Neugeborene, sondern auch die Entbindung. Ein Tabu, das seit Jahrhunderten wirkt. Dabei geht es mir gar nicht um Provokationen, sondern um die geistige Auseinandersetzung“, so Meyer. Dieses Geistige in seiner Kunst ist in Darmstadt im Mai gleich zweimal zu betrachten. Bis zum 7. Mai zeigt B&M in einer Gemeinschaftsausstellung des Atelierhauses Darmstadt dreidimensionale Arbeiten zum Thema Buch. Ab dem 19. Mai präsentiert er in einer Einzelausstellung große Bilder. „Man könnte sich fragen: Hat B&M einen eigenen Stil? Zweifelsfrei habe ich einen geistigen Duktus, auf einen handwerklichen verzichtet ich zugunsten des Arbeitsspektrums.“ Dabei habe er in den 70ern durchaus periodisch einen Malstil verfolgt, der sein Markenzeichen hätte werden können. Die von ihm genutzte Wickeltechnik sei dekorativ und sowohl für sehr große wie auch kleine Formate nutzbar. Doch er emfandt das als zu einschränkend und so arbeitet er frei und gelöst. Anders als viele andere Künstler schätzt B&M Auftragsarbeiten. „Das empfinde ich als eine besonderen Herausforderung, immer ein Anlass sich mit neuen Themen und Materialien zu beschäftigen.“ So entstand zur Jubiläumsfeier der Mathildenhöhe die farbige Lichtinstallation am Hochzeitsturm, für einen runden Geburtstag einer Kundin schuf er das Kleid und den Schmuck. Und ein anderer Auftrag resultierte in einer neuen Kirche, bestehend ausschließlich aus sieben Fenstern und drei Flügeltüren. Der spöttisch humorvolle Satz : „Ist das Kunst oder kann das weg?“ mutiert bei B&M zu der Frage: „Machst Du daraus noch Kunst oder kann das weg?“
(MG)
Instagram: @bernhardundmeyer


Foto: B&M
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