
Heute: Des, Das und die Höflichkeit
Dialekt kann etwas Schönes sein, drückt er doch die Verbundenheit zur Region aus und stiftet so eine gemeinschaftliche Identität. Aber wenn Menschen nur Dialekt sprechen oder eine stärkere regionale Färbung in ihrer Sprache haben, kann das außerhalb ihres Sprachgebiets oft zu Spott und Ausgrenzung führen.
Ich habe das am eigenen Leib erfahren, als ich als gebürtiger Bayer mit einem „rollenden R“ nach Hamburg gezogen bin. Ich war froh, dass man mich dort damit nicht in einen Käfig gesperrt und auf dem Jahrmarkt als wunderliches Wesen präsentiert hat.
Insofern kann ich gut nachvollziehen, wenn Eltern versuchen, ihren Kindern neben dem Dialekt auch das Standarddeutsch beizubringen. Allerdings stoßen sie da auch manchmal an Grenzen.
Der vierjährige Sohn eines Freundes fragte seinen Vater: „Papa, kann ich des haben?“ Pflichtbewusst wollte der Vater sein Kind zur standardgemäßen Nutzung des Demonstrativpronomens anhalten und fragte: „Wie heißt DAS richtig?“ Antwort seines Sohnes: „Kann ich DES BITTE haben?“
Was lernen wir daraus? Auch wenn die Spracherziehung in diesem Fall an (vorübergehende) Grenzen gestoßen ist – die Erziehung zur Höflichkeit ist zumindest schon mal gelungen. Und die ist ja auch ein hohes Gut.
Stephan Köhnlein ist Wahl-Heiner seit 1998 und eigentlich ganz gut integriert. Nur die Sprache der Einheimischen versetzt ihn bis heute immer wieder aufs Neue ins Wundern, Staunen und Schmunzeln. Seine Fundstücke präsentiert er in dieser Kolumne – natürlich immer mit einem Augenzwinkern.
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