Mangiare, oh oh! – von Michael Ortmanns

Foto: Arthur Schönbein

Das Oliva in Darmstadt versetzt den Gast von der Pallaswiesenstraße direkt ans Mittelmeer

Ein Abend im Oliva kann auch schon einmal so enden, dass man sich gemeinsam mit den beiden Besitzern und den Servicekräften an oder gar auf einem Tisch des kleinen gemütlichen Restaurants wiederfindet und lauthals „Volare oh oh, Cantare oh oh oh“ skandiert. Denn Maurizio Ciola und Massimo de Sanctis lieben nicht nur die italienische Küche, sondern verkörpern die gesamte Lebensart ihres Heimatlandes und dazu gehört zu allererst, die Feste so zu feiern, wie sie fallen. Und ein Abend unter Freunden mit sehr gutem Essen und feinen Weinen ist schließlich immer ein Grund zu feiern.

Am Anfang eines solchen Abends steht oft ein Glas „Ca del Bosco“, wunderbarer italienischer Sekt aus der Franciacorta. Auf dem Teller Klassiker wie Vitello Tonato, vorher vielleicht ein paar Austern, Wildkräutersalat mit Garnelen, Rindertartar mit Wachtelei und Trüffeln. Nach den Antipasti folgen die Primi, wir befinden uns schließlich zumindest im Geiste schon längst nicht mehr in der Pallaswiesenstraße in Darmstadt, sondern in Italien. Denn wenn sich „L´Oliva – die Trattoria“, wie das Restaurant mit vollem Namen heißt – so langsam bis auf den letzten der etwa 50 Plätze gefüllt hat, fühlt man sich automatisch in eines der quirligen Gasthäuser in den Gassen Mailands, Florenz oder Roms versetzt. Brot, Olivenöl, drei verschiedene Salze – natur, mit Rosmarin oder Orange -, Oliven, Salami, Mortadella oder Schinken, die vor der Vorspeise gereicht werden, sind hier wie dort frisch und äußerst schmackhaft.

Auch die liebevolle Einrichtung mit Bänken und vor allem kleineren Tischen, Weinflaschen, Kochbüchern und Fotos lässt einen an alle die Sehnsuchtslokale auf unserem „Lieblingsstiefel“ denken, das gedimmte Licht und die lebendige, aber nicht aufdringliche Lautstärke tun ihr Übriges.Aber zurück zu den Primi: Wie die Franzosen leben die Italiener im Durchschnitt länger als wir Deutschen, weil sie sich gesünder ernähren und dazu gehört natürlich in der Mitte des Essens immer ein Teller Nudeln: Herausragend die selbstgemachte Pasta, mal Spaghetti, mal Tortiglioni, mal kurz, mal lang mit Polpette, traditionell herzhaften Tomaten-Hackfleischbällchen oder einfach „à la crème“ mit frischen Trüffeln. Wähnt man sich schon nach diesem Gang im Himmel, ist man noch gar nicht beim „Secondi“, Hauptspeise und stets Höhepunkt des Abends angelangt: Jeder, der Fleisch mag, sollte einmal Massimo di Sanctis Kalbskotelett probiert haben. Zarter, buttriger, feiner kann man es nicht zubereiten, die Basis ist natürlich eine herausragende Fleischqualität.

Aber auch Seezunge, Dorade und Pulpo kommen hier auf den Tisch, als sitze man auf der Terrasse eines Sternelokals am Mittelmeer. Und wem weder nach Fisch noch nach Fleisch ist, der sollte nach gemischtem Gemüse fragen, alleine die mit Parmesan gratinierte Kohlrabi will man immer und immer wieder essen. Es endet, wie es enden muss: Mit Tiramisu, Panna Cotta oder Zabaione. Und wenn das Glas Wein aus der sehr guten, oft wechselnden Auswahl noch voll ist, manchmal eben noch mit einer musikalischen Zugabe.

Von Michael Ortmanns

L‘Oliva die Trattoria
Pallaswiesenstr. 19, Darmstadt
Telefon 06151 2783939
www.loliva.de

Foto: Privat

Michael Ortmanns, 43 Jahre alt, Rheinländer, ist geprüfter Sommelier, Gründer des Wein- und Genussportals www.mioculina.com, ver-
sucht im Lake Kivu den ersten Rotwein in der „Demokratischen Republik“ Kongo zu keltern (www.popolwinery.com) und schreibt ab dieser Ausgabe hier regelmäßig über Restaurants und Genußerlebnisse in Südhessen und anderswo.“
Foto: Jochen Müller

www.mioculina.com

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