Das Schneeglöckchen

Fotos: Carola Diehl

Immer wieder kommt ein neuer Frühling

Kaum eine andere Blüte wird so heiß herbeigesehnt wie das Schneeglöckchen im kalten Winter. Schon Anfang Januar spitzen die ersten grünen Triebe aus dem Boden, werden von Schnee bedeckt, und ist der Schnee getaut, bemerkt man erstaunt: Ja, sie sind tatsächlich gewachsen.

Das Schneeglöckchen „Galanthus“ gehört zur Familie der Amaryllisgewächse und läutet den Vorfrühling ein. Die Zwiebelblume hat schmale Blätter und blüht in weiß-grünen Glöckchen. Sie wächst in kleinen Gruppen und wird etwa 10 cm hoch. Das Schneeglöckchen vermehrt sich durch das Bilden von kleinen Tochterzwiebeln, oder durch Samen, die bei Ameisen sehr beliebt sind und von ihnen fortgetragen werden. So entstehen schnell dichte Horste, bevorzugt an feuchten, halbsonnigen Standorten, gerne unter Sträuchern.
Die Pflanze hat die Fähigkeit mit Hilfe der Zwiebel Wärme zu produzieren und erwärmt sich so auf circa 8 bis 10 Grad. Durch die Wärme schmilzt Schnee um Stängel und Blätter und versorgt die Wurzeln mit Wasser.
Der Name kommt aus dem Griechischen, „gala“ bedeutet Milch, „anthos“ Blüte. In Holstein sagt man „Schniekieker“, im Englischen „Snowdrop“, Schneetropfen, im Französischen „Perce-neige“, Schneedurchbohrer.
Man unterscheidet 20 Arten, von denen drei Arten bereits im Herbst blühen, und über 800 Sorten: gefüllte, duftende, unterschiedlich weiß-grün gezeichnete Blüten, Pflanzen mit gelbem Fruchtknoten. Winzige Unterschiede in den Sorten machen die zarten Frühlingsblüher zu einem begehrten Sammelobjekt. In den 1960er Jahren begann sich in England unter Pflanzensammlern das Schneeglöckchenfieber auszubreiten. Seit den 80er Jahren wächst die Schar der Liebhaber auch in Deutschland, die „Galantophilen“. Sammler und Züchter zahlen hohe Preise für seltene Sorten. Im Jahr 2014 hat ein Sammler auf einer Auktion 500 Dollar für eine einzige Zwiebel bezahlt. Inzwischen gibt es spezielle Schneeglöckchen-Tage in Gärtnereien und Privatgärten, auch im Luisenpark in Mannheim, bei denen Aussteller aus ganz Europa zusammenkommen.
Der Komponist Johann Strauss (Sohn) ließ sich von der zarten Eleganz der kleinen Pflanze zu einem Schneeglöckchen-Walzer inspirieren, der musikalisch das Aufblühen eines Schneeglöckchens aus dem Schnee beschreibt.
Von Hans Christian Andersen gibt es ein Märchen über das bezaubernde Schneeglöckchen, darin singt der Sonnenstrahl: „Liebliche Blume! Wie frisch und leuchtend du bist …“

Text: Carola Diehl

 

 

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