Der Efeu

Wo der Zaunkönig wohnt

Am Efeu scheiden sich die Geister, man hasst ihn oder liebt ihn.

Der Blick aus dem Fenster wandert über eine Wand im immergrünen Blätterkleid, denn sie ist mit Efeu bewachsen. Jetzt im Herbst warten wir gespannt, wann er sich wohl zum ersten Mal blicken lässt, der Zaunkönig.
Den ganzen Sommer über hält er sich versteckt, im Winter sehen wir ihn fast täglich, ein kleines, kugeliges Vögelchen, er wohnt im Efeu. Den Gemeinen Efeu (Hedera helix) findet man als Bodendecker in lichten Wäldern, durch Haftwurzeln klettert er an Bäumen, in Steinbrüchen und Ruinen. Es gibt verschiedene winterharte Sorten und Zimmerpflanzen mit herzförmigen Blättern in grün, gelb-grün panaschiert oder mit weißem Rand. Er beginnt mit den Jahren zu verholzen und kann sich so zum Strauch entwickeln. Efeu eignet sich zur Begrünung von Mauern und Fassaden, wenn die Wand in einem guten Zustand ist. Er schützt die Fläche vor Regen und Temperaturschwankungen und reinigt die Luft von Schadstoffen. Sein dichtes Blätterkleid bietet einen Lebensraum für Insekten und einen Nistplatz für Singvögel.
Ist der Efeu einige Jahre alt, beginnt er im September zu blühen. Es bilden sich kugelige, doldige Blütenstände mit kleinen gelbgrünen Blüten, die sich später zu blauen Beeren entwickeln. Wegen der späten Blütezeit ist er eine wichtige Nahrungsquelle, zahlreiche Insekten und Bienen umschwärmen die Blüten. Die Efeu-Seidenbiene fliegt nur von Ende August bis Ende Oktober, sie ernährt ihre Brut fast ausschließlich mit Efeu-Pollen. Die Wildbiene gräbt ein Loch in den Boden, dorthin transportiert sie die Pollen, legt ein Ei daneben und verschließt die Brutkammer. Die Larven verzehren den Pollenvorrat und verpuppen sich über den Winter. Die ausgewachsene Efeu-Seidenbiene verlässt erst im nächsten Jahr ab Ende August ihr Nest.
Die Früchte reifen zwischen Januar und April und ernähren den Gartenrotschwanz, Amsel, Rotkehlchen und andere Vögel.
Für den Menschen ist Efeu in allen Teilen giftig, er wird allerdings zur Herstellung von Hustensaft verwendet.
Wenn sich Efeuranken um Tore und Zäune schmiegen oder von hohen Mauern herabhängen, sich um Bäume nach oben winden, entsteht in Parks und Gärten eine wildromantische Stimmung. Wegen dieser engen Verbindungen ist der Efeu ein Symbol für Freundschaft, Treue und das ewige Leben. In der Antike war der Efeu Bacchus und Dionysos, den Göttern des Weines geweiht. Feldherren, Dichter und Olympiasieger wurden als höchste Wertschätzung mit einem Efeukranz geehrt.
Im Winter, wenn die Bäume ohne Laub dastehen, erfreut das grüne Blätterkleid des Efeu, der die kahlen Stämme und Äste umrankt.

Text/Fotos: Carola Diehl

 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*