Die Christrose

Fotos: Carola Diehl

Blühendes Wunder im Advent

Es ist Dezember, die Tage sind kurz, die Nächte lang, die Natur versinkt im Winterschlaf. Erste Nachtfröste haben die letzten Blüten mitgenommen. Doch an einer Pflanze zeigen sich, wie durch ein Wunder, zarte weiße Knospen direkt über der Erde, rasch wachsen sie an kräftigen Stielen empor und öffnen sich leuchtend weiß zu strahlenden Blüten.

Die Christrose (Helleborus niger), auch Schwarze Nieswurz genannt, gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse. Sie hat schwarze Wurzeln, ist eine ausdauernde, immergrüne Pflanze und wird bis zu 50 cm hoch. Ihre lederartigen Blätter erinnern, wie bei allen Hahnenfußgewächsen, an die Fußform eines Hahns. Die Blütenfarbe reicht von Weiß über Rosa bis zu einem dunklen Rot (Helleborus atrorubens), die Blütezeit; je nach Sorte, von November bis in den Frühling hinein. Ihr natürlicher Standort sind lichte Wälder, in den Alpen wächst sie bis in eine Höhenlage von 1900 Metern. Im Garten bevorzugt sie Halbschatten, einen feuchten Boden und Ruhe. Wenn sie nicht durch zu viel Graben und Hacken gestört wird, kann sie bis zu 30 Jahre alt werden.

Das Pulver der getrockneten Wurzel wurde früher als Schnupftabak benutzt. Schon in der Antike wurde die Nieswurz zur Behandlung psychischer Erkrankungen eingesetzt, die durch ein Zuviel an „Schwarzer Galle“ erklärt wurden. Durch das Niesen sollte Erstarrtes wieder zum Fließen gebracht und ausgeleitet werden. Die Christrose ist hochgiftig und wird heute nur noch in der Homöopathie verwendet.

Die Christrose ist nach Jesus Christus benannt, weil sie zur Zeit von Jesu Geburt blüht. „Es ist ein Ros´ entsprungen aus einer Wurzel zart“, so beginnt ein bekanntes Adventlied aus dem 16. Jahrhundert. Sie ist ein Symbol der Hoffnung, als blühende Pflanze begleitet sie uns durch den dunklen, kalten Winter. Nach einer Legende waren Hirten in der Weihnachtsnacht auf dem Weg zu dem neugeborenen Jesuskind um Geschenke zu überbringen. Einer von ihnen kam mit leeren Händen und weinte, weil er nicht einmal eine Blume finden konnte, die er hätte pflücken können. Als seine Tränen den Boden berührten, wuchsen für ihn aus dem Schnee Christrosen und so konnte auch er eine Gabe überreichen.

Die besondere Pflanze inspirierte Künstler und Schriftsteller, Eduard Mörike schrieb: „Schön bist du, Kind des Mondes, nicht der Sonne…“. Robert Stolz vertonte ein Gedicht von Kurt Herta, und so sang Rene Kollo: „Es blüht eine Rose zur Weihnachtszeit – Draußen in Eis und Schnee – Und wenn´s in der Winternacht friert und schneit – Das tut der Rose nicht weh“.

Eine wunderbare Geschichte zum Vorlesen am Weihnachtsabend ist „Die Legende von der Christrose“ von Selma Lagerlöf. Eine Räuberfamilie mit fünf Kindern haust in einer Höhle tief im Göinger Wald, der sich in jeder Weihnachtsnacht in einen herrlichen Lustgarten verwandelt. Aus diesem Garten soll die Christrose stammen, die jedes Jahr zur Weihnachtszeit blüht.

Text: Carola Diehl

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