
Sommerloch. Auch bei den Verschwörungstheoretikern. Ein Grauen. Für mich eine Art medialer Lockdown. Das ein oder andere Szenario hatte mich fast schon überzeugt, und plötzlich: Ebbe; auf einmal liefern sie nicht mehr. Stattdessen tanzen in Berlin ein paar unzureichend gekleidete Hippies Lambada-Engtanz, aus Versehen mit AfD-Affinen zum Bongo-Getrommel einiger desorganisierter Klima-Passivisten. Gar nicht überzeugend, allein schon ästhetisch nicht. Zeit also, meine Notizen zum Thema zu sichten, von Beginn an chronologisch zu sortieren und die interessantesten von meinen persönlichen Theorien zu veröffentlichen. Vielleicht ist ja auch was für Sie dabei:
25 Mitte März; ich vermute mal so: Jens Spahn hat das Corona-Virus auf einem Flohmarkt in Kreuzberg entdeckt und gleich die Chance gewittert, sich als Gesundheitsminister nachhaltig zu konsolidieren; oder um sich als Kanzlerkandidat zu positionieren, wie einstmals Gerhard Schröder, der dafür damals Ostdeutschland fluten liess; man muss eben gute Ideen haben; was der sich aber auch nur von Helmut Schmidt abgeguckt hatte, der sich seinerzeit allerdings mit Hamburg begnügte. Soweit Spahns Pläne. Allerdings grätschte ihm dann kurz vor dem Shutdown noch NRW-Gesundheitsminister Laumann dazwischen, der auch mal ins Fernsehen wollte und sich bei Maybritt Illner und Plasberg einfach vorgedrängelt hat. Für die Nach-Corona-Zeit sind dann Let ́s Dance und das Dschungelcamp geplant. Das Virus stammt also nicht aus China; Wuhan existiert gar nicht, die Einspieler von vermummten Menschen, die durch leergefegte Straßen irren, wurden in Bielefeld gedreht. Wie damals die Mondlandung..
26 Anfang April. Björn Höcke schwitzt immer so furchtbar, dabei hat der Sommer noch gar nicht richtig losgelegt. Vielleicht ist es die Angst, dass das ganze Parlament losprustet, wenn er das Wort „Toleranz“ ausspricht. Er ist ja nicht der einzige in der Fraktion, der Probleme mit Fremdwörtern hat. Vielleicht hat er sich aber auch schon angesteckt; durch das alte EK II aus seiner Devotionaliensammlung, das ihm Gauland mal mitgebracht hat von einem Trödelhändler in Chinatown, New York. Weshalb Höcke auch darauf beharrt, dass schlussendlich doch die Chinesen Schuld sind und endlich jeder kapiert: Nicht nur Neger und Muslime sind die Bösen, sondern einfach alle; bis auf die Deutschen natürlich. Dass Ramelow ihm nach der Thüringen-Wahl den Handschlag verwehrt hat, muss man als Geste nicht politisch deuten, sondern hygienisch. Ich hätte mich bei Höcke auch schon vor dem Virus gescheut. Weil er immer so schwitzt.
27 Ende April. Die Fussballer gehen mir derart auf die Nerven; ich halte aber besser den Mund, sonst ent- steht noch der Eindruck, ich sei Schuld an dem Ganzen. Eigentlich verwunderlich, dass noch gar nicht eine Theorie in dieser Richtung aufgetaucht ist, etwa, dass ich das Virus meinem alten Chefarzt aus dem Hobbykeller geklaut habe, um es zu verbreiten und ihm damit seinen Spass an der Dauerkarte für’s Bölle zu vermasseln. Ich habe keine Ahnung von Fussball, kann mich nur dunkel erinnern, dass es früher mal Sport war. Und die Abseitsregel kann ich erklären. Alles andere drum- herum aber erschliesst sich mir nicht wirklich. Wie man zum Beispiel ein zigmeterlanges Banner ins Stadion schmuggeln kann. Und warum es nie möglich ist, die „Chaoten“ zu identifizieren. Könnte man nicht einfach unten am Banner lang laufen und schauen, wer es hält? Könnte sein, dass die dazu gehören; oder sehe ich das zu naiv? Wie auch immer, an mir liegt es jeden- falls nicht, das sich das Virus so rasant ausgebreitet hat. Ich habe immer sämtliche hygienischen Standards penibelst beachtet. Das ist wichtig bei meinem Job, nicht nur seit Corona; schon vorher wegen MRSA, HIV, VRE, MRGN 1 bis 4 und so weiter. Aber vielleicht sollte ich keine zusätzlichen Ängste schüren; sonst droht das Klopapier wieder knapp zu werden.

Fabian Lau ist Krankenpfleger, Musiker und freier Satiriker; und im Gegensatz zu manchem Vegankoch oder Popstar mit seiner Phantasie noch lange nicht am Ende.
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