
Die „Gute Stube“ ist ein herzliches und trashiges Hinterhof-Kulturwohnzimmer im Darmstädter Hoffart-Theater. In den umgebauten Räumen einer ehemaligen Autowerkstatt sind einmal im Monat Künstler zu Gast, die dort inmitten einer gemütlichen Kulisse zwischen Ohrensessel, Sechziger-Jahre-Tapete und Stehlampe einen sehr intimen Auftrittsort genießen. Nischenkultur statt Großevent, kuschelig statt klotzig, lo-fi statt high-fi lautet die Losung an den charmanten Abenden mit beherzten Musikern, scharfzüngigen Jungautoren und amüsanten Klangwerkern. Das besondere und auf Einfachheit setzende Konzept jenseits des Mainstreams konnte schon jede Menge szenebekannte Musiker, internationale Acts oder Literaten anlocken und erfreut sich auch beim Publikum treuer Beliebtheit. Die Veranstaltungen beginnen stets um 20.15 Uhr direkt nach der Tagesschau, die zum Einstieg in den Abend auf einem Fernseher läuft. Im Mai treten auf:
Seth Faergolzia (USA) und Mary Hail (DA)
Was in anderen Fällen eine abgeschmackte Übertreibung ist, lässt sich hier mit Fug und Recht in die Welt posaunen: SETH FAEGOLZIA ist ein Feuerwerk. Explosiv, flackernd, überraschend, bezaubernd, strahlend in grellen Farben – ein Knaller. Seit zwanzig Jahren bespielt der Freak-Folk-Indie-Rocker von New York aus als Mastermind gefeierter Multikreativ-Kollektive wie DUFUS oder MULTIBIRD Subkulturbühnen weltweit und hat sie sich schon mit diversen namhaften Künstlern geteilt wie The Yeah Yeah Yeahs, Animal Collective, Regina Spektor, Jeffrey Lewis oder The Moldy Peaches. Auf der diesmaligen Europa-Tour ist er solo unterwegs und rüttelt als Ein-Mann-Tornado aus Klang weiterhin an musikalischen Konventionen, bis sie überschäumen. Dabei steckt in seinen Songs stets auch so viel Melodie und Groove, dass sie auch mit Popappeal zu packen vermögen. Mehr denn je zelebriert er das auf seinem neuen und mittlerweile 20. Album „Tin Wood Soldier“, das neben seiner wilden, experimentellen Ader eine Zärtlichkeit durchschimmern lässt, die in seinen frühen Werken nicht zu sehen war. Auf der Bühne indes bleibt er so ungestüm wie immer, mit seiner dröhnenden Stimme und äquilibristischen Phrasierung im Zentrum eines schwirrenden Klangkaleidoskops. In seiner neuen Live-Show schöpft FAERGOLZIA, die Gitarre stets im Anschlag, aus neuem Material voller elektronischer Samples, Loops und Improvisationen. Es wird ein abwechslungsreicher Ritt durch das Schaffen dieses unvergleichlichen, mitreißenden Musikwahnsinnigen und Kreateurs.
Wie vielfältig und kosmopolitisch auch Darmstadt klingt, wird als lokaler Support-Act die junge Jemenitin MARY HAIL beweisen in Begleitung von Hüseyin Köroglu, Darmstädter Musiktausendsassa und Veranstalter der Soundkitchen-Musikreihe im Staatstheater, wo auch Mary schon zu erleben war. Vor zwei Jahren aus ihrem kriegserschütterten Heimatland geflohen, lässt die 19-Jährige ihre Kultur in Form traditioneller arabischer Lieder erklingen mit ihrem gefühlvollen Gesang und dem stimmungsvollen Spiel auf der Oud, einer Art arabischen Laute, die sie schwärmend als „den Großvater aller Gitarren“ bezeichnet. Zu warten sind aber nicht nur Stücke aus dem mittleren Osten, sondern auch eine Adaption von Eric Saties Klavierstück „Gnossiene No 1“ – „ein Mix zwischen orientalischer und französischer Musik“, wie die junge Zuzugs-Darmstädterin ganz weltzugewandt ankündigt.
Sonntag, 7. Mai
20:15 Uhr, Gute Stube im Hoffart-Theater Darmstadt
Lauteschlägerstraße 28a (Hinterhof)
5-10 Euro Eintritt
Mehr Infos im Internet unter: www.gutestube-darmstadt.de
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