
Geliebte des Windes
Die Tage werden kürzer, Nebel liegt über den Feldern, der Himmel zeigt sich grau in grau, der Garten verabschiedet sich langsam in den Winterschlaf. Doch hier und da schweben noch anmutige Blüten auf hohen Stielen und leuchten in rosa, weiß und pink, es ist die Japanische Herbstanemone.
Anemonen, auch Windröschen genannt, gehören zur Familie der Hahnenfußgewächse „Ranunculacea“, man unterscheidet etwa 150 Arten in unterschiedlichen Größen, von bodendeckend bis zu 150 cm hoch. Manche lieben volle Sonne, manche gedeihen am besten im Schatten. Anemonen blühen rund ums Jahr. Im zeitigen Frühjahr startet das zarte Buschwindröschen „Anemone nemorosa“ und überzieht in lichten Wäldern den Boden mit seinen grünen Polstern und weißen Sternblüten, um den Frühling zu begrüßen. Die grazilen Herbstanemonen „Anemone japonica“ sind die letzten im Jahr, sie begleiten den Garten in den Winter und blühen bis zum Frost. Sie werden 50 bis 150 cm groß und mögen am liebsten feuchte Böden, gerne im Halbschatten. Ihre eleganten Blüten, einfach oder gefüllt, scheinen auf zarten Stielen zu schweben und bewegen sich sacht im Wind.
Der botanische Name entstammt der Antike, „anemos“ bedeutet im Griechischen Wind. Am Hofe der Göttin Flora gab es eine Nymphe mit Namen Anemona. Floras Gatte Zephyr, der Gott des Windes, verliebte sich in Anemona, die daraufhin aus Eifersucht von Flora in eine Blume verwandelt wurde. Die Anemone ist ein Symbol für Hoffnung und Lebensfreude, aber auch für Enttäuschung und Vergänglichkeit.
Der Dichter Klabund (Alfred Henschke) erwähnt in seiner Sammlung „Chinesische Gedichte“ die bezaubernde Blume.
Epitaph auf einen Krieger
Es blühen aus dem Schnee die Anemonen.
Mit seinem Herzen spielt das Kind. Und es verweint`s.
Uns, die am Brunnenrand der Erde wohnen,
ist Sonnenauf- und -niedergang nur eins.
Doch immer wieder quillt der Fluß vom Felsen,
und immer wieder Mond um Frauen wirbt;
Der Herbst wird ewig seinen goldnen Kürbis wälzen,
und ewig Grillenruf im Grase zirpt.
Es führten viele fest ihr Pferd am Zügel.
Der Ruhm der tausend Schlachten ist verweht.
Was bleibt vom Heldentum? Ein morscher Hügel,
auf dem das Unkraut rot wie Feuer steht.
Text: Carola Diehl
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