Die Namen der Rose

Lady of Shalott Foto: Carola Diehl

Wenn die Ilse den Leonardo küsst

Mit Blumen sprechen ist bekanntlich das Geheimnis eines grünen Daumens, und mit Rosen funktioniert das ganz wunderbar, weil sie ja Namen haben.

Der Leonardo (Leonardo da Vinci), in strahlendem Pink, strebt stark und kräftig als Bäumchen himmelwärts, von oben neigt sich die Ilse (Ilse Krohn Superior), eine rahmweiße, bernsteinfarben überhauchte Kletterrose, bogenförmig zum Kusse.
Die Frau Knorr (Madame Knorr) mit üppig gefüllten, dunkelrosa, altmodischen Blüten ist eine zuweilen etwas schwierige Dame, besonders beleidigt nach Regengüssen. Aber einmal an einer Blüte geschnuppert, schon ist alles verziehen: Ihr betörender Duft ist einzigartig.
Das Ghislainechen (Ghislaine de Féligonde), eine kleinblütige Strauchrose, erblüht in einem warmen Apricot, das allmählich zu Weiß verblasst, gibt sich bescheiden auch mit wenig Licht zufrieden. Die Shalotte (Lady of Shalott) und ich, wir kennen uns noch nicht so lange, sie wurde erst im letzten Jahr gepflanzt. Sie trägt Blüten in leuchtendem Kupferorange und wurde nach einer Ballade von Alfred Tennyson benannt. Darin heißt es: She lives with little joy or fear. Man darf also gespannt sein.
Rosengewächse sind auf der ganzen Welt zuhause, es gibt etwa 3000 ganz verschiedene Arten, denn auch Stein- und Kernobst wie Kirsche, Pflaume, Apfel und Birne gehört dazu, genauso Himbeeren und Brombeeren. Ihre Blüten ähneln der Wildrose. So wurde die Rose auch schon von alters her nicht nur wegen der Schönheit ihrer Blüten, sondern auch als Heilpflanze, wegen ihrer stärkenden und harmonisierenden Wirkung, und als Nahrungsmittel angebaut. Rosenblätter lassen sich auf vielfältigste Art in der Küche verwenden: als Tee, kandiert, zu Süßspeisen, in der Bowle schwimmend oder als Rosenwasser. Die Hagebuttenfrüchte werden meist zu Tee oder Marmelade. Rosenöl wird als Duftöl oder in der Kosmetik verwendet. Schon in vorchristlicher Zeit nahm die Rose eine Sonderstellung ein. Die Bezeichnung „Königin der Blumen“ stammt von der griechischen Dichterin Sappho. Eine der ältesten Rosenabbildungen fand man im Palast von Knossos auf der Insel Kreta, sie entstand um 1700 vor Christus.
Die Römer importierten Rosen im Winter aus Nordafrika und kultivierten sie unter Glas. Auf kaiserlichen Festgelagen dienten Unmengen von Rosenblüten als Dekoration, die Gäste wurden mit Blütenblättern überschüttet.
Die Rose diente als Vorlage für die Fensterrosetten romanischer Kirchen und der prunkvollen Rosetten gotischer Kathedralen.
Und vor allen Dingen ist die Rose das Symbol der Liebe. Hildegard Knef sang: „Für mich soll´s rote Rosen regnen“. Saint-Exupérys kleiner Prinz lebt mit einer Rose auf seinem kleinen Planeten mit den drei Vulkanen.
Wer Rosen im Überfluss genießen möchte kann über die Rosenhöhe in Darmstadt spazieren, ein Park, der von Großherzogin Wilhelmine anfangs des 19. Jahrhunderts angelegt wurde. Denn schon Rainer Maria Rilke sagte: „Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist als ein Stück Brot.“

Von Carola Diehl

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