
Ein himmelblauer Morgengruß
Von Juni bis September lacht uns vom Straßenrand ein zartes, blaues Blümchen zu und ruft: Der Sommer ist da! Es ist die Wegwarte. Nach der Legende steht die Pflanze als verzauberte Jungfrau mit blauen Augen am Wegesrand und wartet vergeblich auf die Wiederkehr ihres Geliebten.
Die Gemeine Wegwarte, die Zichorie (Cichorium intybus), wird 60 bis 100 cm hoch. Auf schlanken, filigranen Stängeln trägt sie unzählige kleine himmelblaue Blüten, sie öffnen sich in den Vormittagsstunden und schließen sich am frühen Nachmittag. Jede Blüte öffnet sich nur für einen Tag. Es gibt auch eine seltene weiße Blütenfarbe. Die Blüten wenden sich der Sonne zu, deshalb trägt sie auch den Namen „Sonnenwirbel“, oder auch, wegen der kurzen Lebenszeit der Blüten, „Faule Gretel“.
Wegen ihrer langen Pfahlwurzel gedeiht die Pflanze gut an trockenen Standorten und wächst auf Wiesen, Äckern, Bahndämmen und Straßenrändern. Die Blüten werden sehr gerne von Hummeln und Bienen besucht, Vögel lieben die Samen im Herbst.
Die Wegwarte ist als altes Heil- und Nutzkraut besonders wohltuend für Magen und Darm, sie wurde zur Heilpflanze des Jahres 2020 gekürt. Wegwartenwurzel ist als traditionelles Heilmittel zugelassen. Auch in der Bachblütentherapie hilft sie den Menschen, die ständig um ihre Mitmenschen besorgt sind.
Aus der Wurzel lässt sich Blümchenkaffee herstellen: Sie wird getrocknet, in kleine Stücke geschnitten, geröstet und gemahlen. Fertig ist der Muckefuck!
Im Dunkeln angetriebene Zichorienwurzeln bilden einen hellgelben Spross, den Chicoréesalat. Radicchio und Zuckerhut sind weitere Züchtungen.
Im Altertum und Mittelalter wurden der Wegwarte unglaubliche Zauberkräfte zugeschrieben, sie wurde als Zutat in Liebes- und Zaubertränken verwendet.
Eine Blüte unter dem Kopfkissen soll der Jungfrau im Traum den zukünftigen Ehemann erscheinen lassen. Ein anderer Mythos besagt, dass die Pflanze, wird sie an einem bestimmten Tag mit einem Hirschgeweih ausgegraben, ihren Träger unbesiegbar mache.
Carola Diehl

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