Endlich ein Weingarten

Foto: Arthur Schönbein

Die Weinspirale im Hundertwasserhaus bereichert die Darmstädter Gastroszene

Birgit Kasprzak hat sich einen Traum erfüllt: Die Eröffnung einer eigenen Weinbar in einer der spektakulärsten Immobilien in Darmstadt. Gut für alle Weinfreunde in Stadt und Region: Denn die Weinspirale im Zwiebeltürmchen des Hundertwasserhauses ist gerade im Sommer eine echte Bereicherung.

Foto: Arthur Schönbein

Mit schönen Biergärten ist Darmstadt überdurchschnittlich gesegnet: Des Autors Favorit bleibt der Bayerische – wegen der guten deftigen Küche und ob der Tatsache, dass es dort Bier gibt, das nicht aus Darmstadt kommt. Aber auch der Biergarten an der Dieburger Straße, das Forsthaus Kalkofen und einige andere Biergärten haben Charme und Ambiente. Mit Weinbars – vor allem Weingärten – sieht es da schon anders aus. Klar, der Klassiker, das Vino Central am Hauptbahnhof, besticht durch eine tolle Weinauswahl, leckere Snacks und quirlig-urbane Atmosphäre. Aber der Außenbereich ist zwischen Schienen und amerikanischer Junkfood-Filiale nicht wirklich ansprechend. Wie gut, dass mit der Weinspirale im Hundertwasserhaus im vergangenen Herbst ein echtes Kleinod die gastronomische Heinerszene bereichert. „Das Hundertwasserhaus ist eine Traumimmobilie, hier konnte ich mich ´austoben´: Meine Einrichtungsideen, meine Kunst, meine Musik und vor allem: meine Weine“, freut sich die Besitzerin der Weinspirale, Birgit Kasprzak. Die Norddeutsche Kommunikationswirtin kam vor rund zehn Jahren nach Darmstadt und arbeitete in der PR-Abteilung der Zweigstelle eines großen Konzerns. „Irgendwann wusste ich, dass es Kommunikation nicht mehr ist. Ich wollte etwas Sinnvolleres, Sinnlicheres machen. Da war für mich schnell klar, dass es etwas mit gutem Wein zu tun haben soll. Dass dies dann auch noch an so einem sensationellen Ort möglich war, ist natürlich ein Glücksfall“, erzählt die angehende Sommelière. Ausgeschenkt wird, was ihr gefällt. Der Schwerpunkt liegt auf Weinen aus Deutschland und Frankreich, viel Bekanntes ist dabei – Riesling von Lisa Bunn aus Rheinhessen etwa oder Weissburgunder von Oliver Zeter aus der Pfalz – aber auch viel Überraschendes aus nicht so gehypten Weinregionen wie der Gascogne oder dem Limoux. Außerdem wechselt die Karte häufig und es gibt saisonale Spezialitäten, jetzt gerade im Frühsommer zum Beispiel eine spezielle Rosékarte, mit knackig-kräftigen Weinen aus Frankreich und Österreich, die mit der pseudo-erdbeerigen Spätburgunder-Rosé-Plörre, wie sie viele deutsche Weingüter anbieten, aber auch so gar nichts zu tun haben. Zu den leckeren Weinen gibt es hausgemachten Hummus, Käse von „Fromagefromage“ aus dem Martinsviertel. Auf Vorbestellung auch ein formidables Rindertartar mit Ofenkartoffeln oder feine Leckereien wie Avocadocarpaccio mit Granatapfelkernen oder Fenchelsalat mit Apfel und Minze in Tapasgröße. Zu Verkostungen, Hochzeiten, Geburtstagen, Vernissagen oder was immer es sonst noch zu feiern gibt, können auch größere Speisen vorbestellt werden. Im Sommer wird auf der Dachterrasse im Zwischengeschoss der Grill angeworfen, das Fleisch kann selbst mitgebracht oder vorbestellt werden. Überhaupt ist der wunderbar lauschige Ort auf dem Zwischendach das Schmuckstück der Weinspirale. Hier kann man die milden Sommerabende genießen, die Zeit vergessen und sich von Birgit Kasprzak und ihrem exzellenten Weinverstand verwöhnen lassen. Und selbst, wer frevelhafterweise doch mal ein Bier möchte, hat Glück: Kein Darmstädter – formidables Eiszäpfle von der Staatsbrauerei Rothaus in Baden oder herrlich süffiges Weissbier aus dem Kloster Andechs.

Von Michael Ortmanns

Foto: Arthur Schönbein
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