Entdeckungsreisen zu Geschichte und Traditionen

Demonstration einer Stoppzylinderschnellpresse aus dem Jahr 1875. Foto: Uwe Fischer

Inspirationen in spannenden Museen – Teil 5

In Hessen gibt es etwa 400 Museen mit außergewöhnlichen Sammlungen und Präsentationen. Von den Schätzen der großen Landesmuseen ebenso wie Kostbarkeiten der hessischen Kulturgeschichte, die in den vielen Stadt- und Heimatmuseen des Landes bewahrt werden. Diese Rubrik soll zu Museumsbesuchen inspirieren um auf Entdeckungsreise zu gehen.

Heimat der Romantik

Zehn Jahre hat das Kultur- und Forschungsinstitut »Freies Deutsches Hochstift« bis zur offiziellen Eröffnung des Museums am 14. September 2021 gearbeitet. Das »Romantik-Museum« präsentiert einzigartige Originale mit innovativen Ausstellungsformen, die die Zeit der Romantik als Schlüsselepoche erfahrbar machen. Es ist weltweit das erste Museum, das sich der Epoche der Romantik als Ganzes widmet. Im Dialog mit dem benachbarten Goethe-Haus und der Goethe-Galerie sind Manuskripte, Graphiken, Gemälde und Gebrauchsgegenstände zu sehen. Es bietet eine multimediale Umsetzung von Ideen, Werken und Personenkonstellationen. Und Goethe selbst wird dabei in ein neues Licht gerückt.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die etwa vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte. Sie äußerte sich vor allem in der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik, sie umfasste aber auch Gebiete wie Geschichte, Theologie und Philosophie sowie Naturwissenschaften und Medizin. Zentrale Themen waren große Gefühle, Natursehnsucht, Verklärung des Mittelalters und Mystik. Bedeutende Vertreterinnen und Vertreter waren zum Beispiel E.T.A. Hoffmann (1776-1822) oder Bettina von Arnim (1785-1859).

Weitere Informationen: www.deutsches-romantik-museum.de

Frankfurter »Goethe-Haus« und «Deutsches Romantik-Museum«,
Großer Hirschgraben 23-25
60311 Frankfurt am Main

 

Von der Keilschrift bis zur Datenbrille

Im Kommunikationsmuseum erhält das Publikum einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Kommunikation. Als Besonderheiten gelten die Abteilung Kunst und Kommunikation und das lebendige Angebot der Kinderwerkstatt. In der Dauerausstellung »Mediengeschichten neu erzählt!« können Besucherinnen und Besucher auf 2.500 Quadratmetern die Entwicklung der Kommunikation erleben. Anhand von bahnbrechenden Erfindungen, kuriosen Erlebnissen und ungewöhnlichen Schicksalen wird ein Bogen von der Keilschrifttafel bis zur Datenbrille gespannt.
Sich vergnügende Menschen, bizarre Tierwesen und ungehaltenes Treiben – Hieronymus Boschs berühmtes Gemälde „Der Garten der Lüste“ ist wegen der schier endlosen Menge fantastischer Details eines der rätselhaftesten und eindrucksvollsten Gemälde der Kunstgeschichte. In der Ausstellung »DelightfulGardenVR« können die Besucher:innen des Museums diese Details aus einer ganz neuen Perspektive betrachten. Beim Aufziehen eines Headsets treten sie sprichwörtlich durch die Leinwand in Boschs „Garten der Lüste“ ein und erleben darin ein spannendes Abenteuer über Sünde und Schuld. Die Ausstellung ermöglicht jedoch nicht nur ein neues interaktives Kunsterlebnis, sondern gewährt auch Einblick in den Produktionsprozess: von der authentischen Übertragung des künstlerischen Stils, der Reproduktion der Bildinhalte bis hin zur Animation der Gartenbewohner. Die Besuchenden werden dabei zur Reflexion über das Erleben realer und
virtueller Welten eingeladen.

Weitere Informationen: www.mfk-frankfurt.de

Museum für Kommunikation
Schaumainkai 53
60596 Frankfurt

 

Von der Arbeit der Setzer und Drucker

Im Haus in der Kirschenallee 88, das nach Umbauarbeiten 1996 eröffnet wurde, befindet sich das »Museum für Schriftguss, Satz und Druckverfahren«, als Außenstelle des Hessischen Landesmuseums. Hier führen ehrenamtliche Setzer und Drucker anhand zahlreicher funktionsfähiger Maschinen Arbeitstechniken vor, die den Übergang von der Handarbeit zur Maschinenarbeit im Druckgewerbe vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die 1970er Jahre anschaulich dokumentieren. Gleichzeitig wird hier ein Zeugnis genialer Ingenieurstätigkeit und Höchstleistung im Maschinenbau gezeigt. Der Handsatz, der Maschinensatz, die historischen Druckmaschinen, der Schriftguss, der Tiefdruck (Radierung) und der Flachdruck (Lithographie) finden praktische Umsetzung in Druck-Werkstätten. Außerdem gibt eine Buchbinde-Werkstatt Einblick in Buchbindetechniken.
Der Besucher erhält im ersten Geschoss einen Überblick über die Geschichte der Linotype Zeilensetz- und Gießmaschine vom ältesten Original, das 1903 in Serie ging bis zum lochstreifengesteuerten Modell von 1971. Präsentiert wird auch die Entwicklung der Druckmaschinen für den Hochdruck von Anfang des 19. Jahrhunderts mit gusseisernen Handpressen bis in den maschinellen Druck- und Fertigungsprozess des 20. Jahrhunderts mit einer Zeitungsrotationsmaschine der Firma MAN von 1935.
Der denkmalgeschützte viergeschossige Bau wurde 1906 im Auftrag des Hofmöbelfabrikanten Ludwig Alter als Fabrik von dem Darmstädter Architekt Karl Klee errichtet. 1909 arbeitete hier auch der gewerkschaftlich organisierte Widerstandskämpfer Wilhelm Leuschner. In Folge der Wirtschaftskrise wurde nach 1929 die Liquidation eingeleitet. Seit 1939 nutzte die Adam Opel AG den Bau als Lager. 1992 erwarben das Land Hessen und die Stadt Darmstadt das Gebäude von dem damaligen Besitzer, der Firma Donges Stahlbau GmbH, für den Verein »Haus für Industriekultur e. V.«. Der Verein war 1985 mit dem Ziel gegründet worden, das industrielle Erbe des Maschinenzeitalters in der Drucktechnik, das durch Einführung der elektronischen Technologien verloren geht, zu erhalten und seinen kulturellen Wert zu vermitteln.

Weitere Informationen: www.hlmd.de

Hans-Werner Mayer

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