
Das Geld wird gebraucht.
Da haben wir Ende Februar doch mal genauer geschaut bei unseren Truppen, während Putins Truppen in die Ukraine einfielen; und siehe da: Nicht genügend Pullover vorhanden für unsere Soldatinnen und Soldaten. Helme waren genug da, wir konnten ja eine ganze Staffel abgeben, nur Pullover fehlten jetzt. Was ich als Grundlegend-irgendwie-schon-Pazifist in der Konsequenz eigentlich gar nicht mal so übel finde: Unsere Sturmgewehre tun ja auch nicht mehr richtig, wenn es draussen ein bisschen frischer wird. Da können unsere Kinder also im Bett bleiben, müssen nachts in der Kälte also erst gar nicht raus zum Schiessen, weil die Gewehre ja sowieso nicht mitmachen würden. Nun konnten sie in unserer Bundeswehr aber auch nicht einfach losfahren, um schnell noch irgendwoher Pullover und Waffen zu besorgen – die Autos wollten nicht anspringen. Die Hubschrauber übrigens auch nicht, was aber auch wieder sein Gutes hatte: Die Rotorblätter, das hatte man bei näherer Betrachtung auch rechtzeitig entdeckt, gottseidank: Sie waren über die Jahre etwas marodiert und würden gegebenenfalls eventuell abfallen bei extremeren Geschwindigkeiten. Schlimmstenfalls würden unsere Kinder also in den Karpaten abstürzen und hätten noch nicht mal genügend Pullis dabei. Und die Bundeswehr-Sannis könnten sie nicht nach Hause holen, weil ja die Autos nicht anspringen. Da hat unsere Bundeskanzler einmal entschlossen mit der Faust auf den Tisch gehauen – man hat es nicht gehört, wir haben gerade einen sehr leisen Bundeskanzler, das ist mir lieb so, aber man hat es gesehen; viele habe es für ein hilfloses, frustriertes Abwinken gehalten, aber so sieht es nunmal aus, wenn Olaf Scholz nahezu unhörbar auf den Tisch haut, und schon waren sie da: 100 Milliarden Euro für unsere Wehrkräfte. Zusätzlich. Damit wir notfalls an der NATO-Ostflanke unterstützend mitwirken können, das muss möglich sein. Bislang reichte ein Wehretat von 36 – 38 Milliarden, um die eigene Entmilitarisierung zu verwalten; aber jetzt müssen eben neue Anlasser und Pullover her. Und Fixierband für die Rotorblätter. Der Gesundheitsetat, nur nebenbei bemerkt, belief sich bislang auf nicht einmal die Hälfte; aber bei uns in den Krankenhäusern lief es doch auch: Wir hatten es immer warm, unsere Patientinnen und Patienten sowieso, und die Beatmungsmaschinen sind auch immer gleich angesprungen. Zu Beginn der Pandemie war zu befürchten, dass es doch jetzt etwas knapp wird, es wurden schnell 10.000 Beatmungsmaschinen zusätzlich angeschafft, aber 10.000 Krankenschwestern zusätzlich, die sie auch bedienen können: Dafür war dann kein Geld mehr aufzutreiben. Man hat das ganze Gesundheitsministerium durchsucht, alle Schubladen aufgerissen, unter den Schränken nachgeschaut: Kein Cent war mehr zu finden. Und niemand ist auf die Idee gekommen, mal im Verteidigungsministerium nachzuschauen, niemand hat damals geahnt, dass da soviel Kohle rumliegt. Gut so, sie würde ja sonst jetzt auch fehlen.
Krieg ist keine Lotterie. Im Krieg gibt es keine Gewinner. Diese bittere und immer wieder zu bemühende Erkenntnis trifft hier wieder zu, in einem wie immer nicht recht fassbaren Mass. Bleibt jetzt nur die gute Absicht, die Zahl der Verlierer gering zu halten.
Fabian Lau ist Krankenpfleger, Musiker und Satiriker. Er lebt in Malchen, ist also auch darauf angewiesen, dass das Auto immer anspringt.
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