
Dieter Hildebrandt
Das ist diese entspannte Stunde nach den Auftritt, die manchmal auch drei Stunden dauert oder bis ins Morgengrauen: Die Theaterchefin kennt ein kleines Gasthaus auf dem Weg zum Hotel, in dem der Künstler heute wohnt; jemand vom Management ist meistens auch dabei und manchmal hängen sich noch zwei oder drei aus dem Publikum hinten dran, die behaupten, mit ihm auf eine Schule gegangen zu sein. Man isst noch einen Happen, es wird getrunken und sehr viel geredet; es geht gar nicht unbedingt um den Auftritt, um das Thema, manchmal geht es um anderes, um einen Kollegen vielleicht, Erinnerungen, wenn ein guter gerade gestorben war, wie damals Hanns-Dieter Hüsch ein halbes Jahr zuvor.
An diesem Abend ging es dann später auch noch darum, dass ich (rechts) Kabarett eigentlich gar nicht so gut finde. Es war ein gutes Gespräch, sehr ruhig. Dieter Hildebrandt (links) nahm nichts persönlich, wenn man es nicht persönlich meinte. Und uns verband ja doch eine gemeinsame Leidenschaft, der Grauburgunder (Mitte).
Wir hatten in dieser Zeit denselben Manager, Herrn H. Dessen Konzept sah vor: Wenn er mit Hildebrandt unterwegs war, wollte er nach dem Auftritt der Theaterleitung ein paar meiner CDs vorlegen mit der These, ich sei ja wohl der Nachfolger von Hanns-Dieter Hüsch. Herr Hildebrandt würde zustimmend nicken, und mein nächster Gastspielvertrag wäre so gut wie unterschrieben. Jeder, der auch nur einen Tag lang versucht hatte, einen Namen unterhalb der Schublade Hildebrandts auf die Bühne zu bringen, wusste, dass dieses Konzept nicht sehr gut funktionieren würde. Vielleicht wollte Herr Hildebrandt auch einfach nicht zustimmend nicken, ich weiss es nicht. Ich hatte jedenfalls sehr viele freie Abende in dieser Zeit und stiess immer mal wieder zu den beiden, wenn sie in der Nähe unterwegs waren.
Nach Bensheim reiste Dieter Hildebrandt alleine an. Ich hatte ihn vorher angerufen und ihn eingeladen ins Stammlokal meiner Frau, nach seinem Auftritt. Diesmal ging es später dann noch um meine Grabinschrift, wohlgemerkt nicht um seine, wir sprachen über meine Idee. Meine Frau fand sie albern. Ich erläuterte kurz den Hintersinn. Und Herr Hildebrandt nickte zustimmend.
(F.L.)
Fabian Lau ist Krankenpfleger, freier Autor und Musiker. Er war zwanzig Jahre lang als Chansonier und Satiriker auf deutschsprachigen Bühnen unterwegs, und findet in seinen Fotoalben immer wieder mal interessante Wegbegleiter aus dieser Zeit.
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