
Frühlingsgeläut in Parks und Gärten
Leuchtend gelbe trichterförmige Blüten wehen auf schlanken Stielen im Wind, sie spiegeln den Glanz der Frühlingssonne, die Osterglocken. Zarte weiße Blütensterne mit einem rot umrandeten Auge wehen sanft und zauberhaft, die Dichternarzissen.
Die Narzisse, Narcissus, gehört zur Familie der Amaryllisgewächse, man unterscheidet über 50 Arten und über 20000 verschiedene Sorten. Am bekanntesten ist die große gelbe Narzisse, die Osterglocke. Sie blüht bereits im März und gehört zur Gruppe der Trompetennarzissen, hier gibt es Züchtungen ganz in Weiß, oder Gelb mit Orange, oder auch kleine Lilliput-Osterglöckchen. Die Tarzetta-Narzisse ist eine spätblühende Sorte, sie bildet an jedem Stängel mehrere kleine stark duftende Blüten. Auch die Dichternarzisse, Narcissus poeticus, gehört zu den duftenden Sorten, wegen ihrer strahlenden Schönheit soll Goethe sie besonders verehrt haben. Weniger bekannt ist die Reifrock-Narzisse, die Alpenveilchen-Narzisse oder die Engelstränen-Narzisse. Alle Sorten sind sehr giftig, auch die Blütenstängel geben in der Vase einen giftigen Saft an das Blumenwasser ab.
Die Schönheit der Narzissen bezauberte schon die alten Ägypter, in einem ägyptischen Grabmal fand man einen Kranz, gewunden aus Tarzetta-Narzissen. Im 16. Jahrhundert hielten die Zwiebeln der Narzisse, zusammen mit Tulpen und Hyazinthen, Einzug in europäische Gärten.
Die bezaubernde Pflanze ist eng mit der griechischen Mythologie verbunden. Der junge Narziss war so schön, dass sich alle Geschöpfe, die ihm begegneten, in ihn verliebten. Er aber war so verzückt von seiner eigenen Schönheit, dass er alle zurückwies und allein in sich selbst verliebt war. Er bewunderte sein Spiegelbild in einer Quelle, berauscht von dem Anblick, näherte er sich der Wasseroberfläche immer mehr, bis er schließlich hineinfiel und starb. Die Götter verwandelten ihn in eine Blume, die Narzisse. Sowohl die Legende als auch die Pflanze selbst inspirierte viele Künstler. In Pompeji fand man 40 Wandgemälde dazu, im Mittelalter entstanden zahlreiche Buchmalereien, Gustav Klimt schuf „Die Tänzerin“, Salvador Dali „Die Metamorphose der Narzisse“.
Die Blume steht für Eitelkeit und Eigenliebe, den Narzissmus, aber auch für die Kraft Dunkelheit zu überwinden und Wiedergeburt. Sie verkörpert somit den österlichen Gedanken in der christlichen Kultur. Zum chinesischen Neujahrsfest soll die Narzisse als „Einhundertköpfige Wasserfee“ Glück und Wohlstand bringen. Dazu werden die Zwiebeln der büschelblütigen Narzisse mehrmals eingeschnitten und in eine Schale mit Wasser gelegt, dadurch sollen aus einer Zwiebel mehrere Stängel wachsen und sich schließlich insgesamt einhundert Blüten in einer Schale bilden.
Text: Carola Diehl
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